40 Jahre VÖK:
Klimaneutrale Wärme
Die Dekarbonisierung des Wärmemarktes ist die große Herausforderung der Branche und das ist deutlich mehr als die Elektrifizierung der Gebäude.
© A.Tempelmayr
(v.l.n.r. Markus Scheffer (Vaillant), Christian Hofer (Hoval), Helmut Weinwurm (Bosch), Ernst Hutterer (Fröling), Erwin Stubenschrott (KWB), Elisabeth Berger (VÖK-GF)
Die VÖK feierte Ende September ihr 40-jähriges Bestehen mit einer Festveranstaltung in Mondsee. Ein Anlass für einen kurzen Rückblick in eine bewegte Vergangenheit: Als Zeitzeugen berichten ehemalige und aktuelle Vertreter der Vereinigung über die letzten Jahrzehnte. Dr. Rudolf Tuppa, Werner Windhager, Ing. Johann Linsberger und Dr. Elisabeth Berger erzählen, wie wichtig und schwierig die Etablierung einer von gegenseitigem Respekt gekennzeichneten eine Gesprächskultur unter den Mitbewerbern war, wie sich die Aufgaben von der technischen Normung zur Mitarbeit in der europäischen Gesetzgebung erweitert hat, welche Rolle die VÖK bei der Gründung der Entwicklung der Energiesparmesse hatte und wie sich der Technologiemix in Laufe der Jahrzehnte verändert hat.
VÖK Geschäftsführer der letzten 40 jahre): v.l.n.r. Elisabeth Berger (VÖK GF aktuell) Johann Linsberger, Werner Windhager, Rudolf Tuppa, Sandra König (Moderatorin
© A. Tempelmayr
Als Vertretung der österreichischen Heizungsbranche mit einem Gesamtumsatz von 3 Mrd. Euro in Österreich und 42.000 Mitarbeitenden unterstützt die VÖK die Ziele zur CO2 Reduktion im vollen Ausmaß. Die Mitglieder der VÖK bieten die langjährig erprobte Technologie und das kompetente Fachhandwerk, mit welchem wir es gemeinsam schaffen, einen Weg zu einem klimaneutralen Wärmemarkt umzusetzen.
Wir sind davon überzeugt, dass Technologievielfalt die Basis ist. Der Umbau vom heutigen Wärmemarkt in den zukünftigen Wärmemarkt benötigt Zeit und Ressourcen. Die Anwendungsfälle sind sehr heterogen. Nicht in jedem Fall ist der schnellstmögliche Umbau auf ein neues Heizungssystem auch die ökologischste, die wirtschaftlichste und vor allem die sozial verträglichste Lösung.
Private Haushalte und Dienstleister in der EU sind mit rd. 40 % die größten Energieverbraucher und damit kommt diesem Sektor eine hohe Bedeutung bei der Erreichung der Klimaziele zu.
Oberste Priorität muss hier die Vermeidung von Treibhausgas Emissionen durch Reduktion des Energieverbrauches haben. Dabei darf nicht nur der Endenergieverbrauch im Gebäude betrachtet werden, sondern für die tatsächlich emittierten Treibhausgase muss ebenfalls die Vorkette mitbetrachtet werden. Hier steht im Sommer und in der Übergangszeit ausreichend erneuerbarer Strom zur Verfügung. Im Winter muss der erforderliche Strom teilweise zugekauft werden. Nur Holz steht ganzjährig als erneuerbarer Brennstoff CO2 neutral zur Verfügung.
Der Gebäudesektor ist auch eine sehr heterogene Gruppe. Dennoch verfolgt die Europäische Kommission einen all-electric Ansatz und einen one-technology Ansatz: Kraftwerke sollen zentral Strom produzieren und die Abwärme im Winter als Fernwärme auskoppeln. Wo Fernwärme nicht machbar ist, soll eine Wärmepumpe installiert werden. Mit welcher erneuerbaren Energie diese Kraftwerke betrieben werden sollen ist ungeklärt.
Im Gebäudesektor muss bei der Wahl der effizientesten Technologie neben dem Standort, der sicheren Verfügbarkeit der benötigten Energie im Winter auch zwischen Neubau und Bestand, zwischen Einfamilienhaus, großvolumigen Wohnbau und Dienstleistungsgebäuden unterschieden werden und der optimale Technologiemix vom Fachmann gemeinsam mit den Nutzern ermittelt werden.
Maßnahmen:
- Das Ziel muss der Einsatz von erneuerbarer Energie im Gebäudebereich sein. Wir heizen im Winter und da sind erneuerbare Energien nicht ausreichend verfügbar. Hier müssen wir mit einem optimalen Technologiemix Abhilfe schaffen und sollten auch ad-on Hybride – also die Erweiterung des bestehenden Holzkessels oder Brennwertkessels um z.B. eine Wärmepumpe durch finanzielle Anreize gefördert werden.
- Die Erzeugung von Fernwärme muss zuerst dekarbonisiert und erst dann weiter ausgebaut werden! Eine Absichtserklärung wie „qualitätsgesichert“ reduziert keine Emissionen.
- Effiziente Heizsysteme mit möglichst geringem Energieverbrauch, welcher durch eine thermische Teilsanierung und Einbindung aller dezentralen Produktionskapazitäten wie Photovoltaik, Brennstoffzellen und Solarthermie erzielt wird. Optimal dimensionierte Heizsysteme sind günstiger in der Anschaffung und sichern einen wirtschaftlichen Betrieb.
- Versorgungssicherheit: Damit diese gewährleistet ist, muss eine Mindestreserve als Vorrat in Österreich von allen Energiehändlern gehalten werden und die Produktion von erneuerbarer Energie forciert werden (Biobrennstoffe fest, flüssig, gasförmig und Wasserstoff).
- Leistbarkeit: Der Wettbewerb unter den Energiehändlern und den Energieträgern inklusive Strom wird für faire Preise und die Vielfalt für Versorgungssicherheit sorgen. Der Preis für erneuerbaren Strom muss von der Preisbildung für fossil bzw. atomaren Strom entkoppelt werden, indem langfristige Verträge zu Herstellkosten plus Marge zu attraktiven Preisen abgeschlossen werden können.
- Planbarkeit: Die Bürger müssen bereit sein ihr Geld in ihre Heizungsanlage zu investieren. Dafür braucht es langfristige finanzielle Anreize, die das Vertrauen in ökonomisch sinnvolle Lösungen wieder herstellen! Das Fachhandwerk muss wieder die zentrale Anlaufstelle für Beratung, Planung und Umsetzung werden, die Verantwortung für die Umsetzung liegt letztlich immer beim Fachhandwerk.